Warum ein Lizenzvertrag für On-Premise-Software unerlässlich ist
Arthur BuchholzGründerViele Tech-Startups setzen heute auf cloudbasierte SaaS-Modelle. Dennoch gibt es nach wie vor gute Gründe, Software lokal beim Kunden zu installieren. Dazu zählen regulatorische Anforderungen, spezifische Sicherheitsvorgaben oder der Wunsch des Kunden, die volle Kontrolle über die eigene Infrastruktur zu behalten. On-Premise-, Download- und Self-Hosting-Lösungen bleiben somit relevante Vertriebswege im B2B-Softwaremarkt.
In diesen Fällen ist ein klar strukturierter, rechtssicherer Softwarelizenzvertrag unverzichtbar. Im Unterschied zu klassischen SaaS-Verträgen regelt er nicht nur die Nutzung, sondern auch Installation, Wartung und gegebenenfalls lokale oder selbstverwaltete Hostingumgebungen. Das bietet nicht nur juristische Absicherung, sondern auch Effizienz im Vertrieb und Klarheit in der Kundenbeziehung.
Lizenzgewährung und Nutzungsrechte
Der zentrale Bestandteil eines Softwarelizenzvertrags ist die Definition der Lizenzrechte. Bei On-Premise-Software erhält der Kunde eine Lizenz zur Installation und Nutzung der Software auf eigener Hardware oder Infrastruktur. Dabei werden Art und Umfang der Rechte festgelegt, etwa ob sie übertragbar oder exklusiv sind, wie viele Nutzer zugreifen dürfen und unter welchen Bedingungen die Software verwendet werden darf.
Da die Software unter der Kontrolle des Kunden steht, ist es besonders wichtig, Missbrauch, Reverse Engineering und unbefugte Weitergabe vertraglich auszuschließen. Ein gut formulierter Vertrag berücksichtigt auch eingebundene Open-Source-Komponenten oder Drittsoftware und deren jeweilige Lizenzbedingungen.
Warum ein MSA oft nicht ausreicht
Viele Unternehmen nutzen generische Master Service Agreements (MSA), die unterschiedlichste Leistungen abdecken, von Beratungsprojekten bis hin zur Raummiete. Diese Verträge enthalten häufig Standardklauseln, die für Softwarelizenzierungen wenig relevant oder sogar hinderlich sind.
Ein MSA beschreibt selten präzise, wie On-Premise-Software lizenziert oder installiert wird. Das führt in Verhandlungen mit größeren Kunden oft zu Rückfragen, Verzögerungen und zusätzlichem Aufwand. Ein Softwarelizenzvertrag schafft hier Klarheit, spart Zeit und beschleunigt den Vertragsabschluss.
Abonnementmodelle für installierte Software
Früher wurden On-Premise-Lösungen meist als unbefristete Lizenzen mit hohen Einmalzahlungen angeboten, ergänzt durch Wartungsverträge. Heute bevorzugen viele Anbieter ein befristetes Lizenzmodell mit wiederkehrenden Zahlungen, das sich an SaaS-Logiken orientiert. Der Kunde erhält die Nutzungsrechte für einen bestimmten Zeitraum und kann Support und Updates einschließen.
Dieses Modell bietet Vorteile für beide Seiten. Anbieter profitieren von planbaren Einnahmen, während Kunden ihre IT-Budgets besser kalkulieren können. Der Softwarelizenzvertrag sollte diesen hybriden Ansatz klar beschreiben, insbesondere in Bezug auf Verlängerung, Kündigung und Zahlungspflichten.
Downloaded, On-Prem, Self-Hosted – rechtlich dasselbe?
Technisch unterscheiden sich diese Varianten nur leicht, rechtlich gelten jedoch ähnliche Grundsätze. Entscheidend ist, dass der Kunde eine ausführbare Version der Software erhält und diese eigenständig betreibt:
- Downloadbare Software: Der Kunde lädt die Software herunter und installiert sie auf eigener Hardware.
- On-Prem: Die Software wird auf Servern des Kunden installiert und betrieben.
- Self-Hosted / BYOC: Der Kunde betreibt die Software in einer eigenen Cloud-Umgebung, beispielsweise über AWS oder Azure, mit vollem Administrationszugang.
Der Softwarelizenzvertrag sollte alle Varianten rechtlich und technisch abdecken, einschließlich Systemvoraussetzungen, Installationspflichten, Zugangsbeschränkungen und Supportregelungen.
Haftung, Gewährleistung und Updates
Ein wesentlicher Unterschied zum SaaS-Modell liegt in der Betriebspflicht. Bei On-Premise-Software trägt der Kunde die Verantwortung für Funktion und Verfügbarkeit. Dennoch sollte der Softwarelizenzvertrag klare Zusagen treffen, etwa zu:
- Qualität und Funktionalität der Software bei Übergabe
- Updatezyklen, Patches und Kompatibilität
- Gewährleistungsfristen und Haftungsbeschränkungen
- Support-Level und Reaktionszeiten (falls vereinbart)
In regulierten Branchen wie dem Gesundheitswesen oder Finanzsektor müssen oft zusätzliche Datensicherheits- und Auditpflichten vertraglich geregelt werden, auch wenn der Anbieter keinen direkten Zugriff auf die Systeme hat.
Rechtliche Relevanz für Finanzierung und M&A
Ein sauber strukturierter Softwarelizenzvertrag stärkt nicht nur die operative Basis, sondern auch die Außenwirkung des Unternehmens. Investoren und Käufer prüfen im Rahmen der Due Diligence genau, wie Lizenzen vergeben werden, ob Risiken bestehen oder unklare Formulierungen potenzielle Konflikte schaffen.
Ein transparenter, nachvollziehbarer Softwarelizenzvertrag erhöht das Vertrauen und kann den Unternehmenswert deutlich steigern. Fehlen dagegen zentrale Regelungen zu IP-Eigentum, Laufzeiten oder Kündigungsrechten, entstehen Unsicherheiten, die sich negativ auswirken können.
Fazit
Gründer sollten nicht nur auf Produktentwicklung und Vertrieb fokussieren, sondern auch auf die rechtliche Absicherung ihrer Softwaremodelle. Ein durchdachter Softwarelizenzvertrag für On-Premise- oder Self-Hosted-Lösungen schützt vor Streitigkeiten, schafft Vertrauen und sorgt für effiziente Prozesse.
Wer Software nicht als reines SaaS-Produkt anbietet, braucht mehr als ein Standard-MSA. Ein Softwarelizenzvertrag ist kein juristischer Luxus, sondern ein wirtschaftlich sinnvolles Instrument, um Skalierung, Compliance und langfristige Stabilität zu sichern.
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